„Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen,
die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell.“ Jesaja 9,1
Dunkelheit erleben wir zu dieser Jahreszeit sehr eindrücklich. Die Kälte, die sich in der Dunkelheit noch verstärkt, spüren wir in den Gliedern, auch wenn wir uns noch so warm einpacken. Die dunkle Zeit ist keine angenehme Zeit, es ist die Zeit der Erkältungen, der Grippeerkrankungen und natürlich auch einer weiteren Corona-Welle. Die Sehnsucht nach Wärme und Helligkeit ist besonders groß in diesen Tagen. So wird diese dunkle Zeit zum Sinnbild für das Dunkle in der Welt und in uns selbst. Denn um uns herum ist es dunkel und kalt geworden. Krisen prägen die Nachrichten.
Und so haben Licht und Dunkelheit im Advent eine symbolische Bedeutung. Das Licht weist auf Jesus Christus hin, der über sich selber
sagt, dass er das Licht der Welt ist, und auf dessen Ankunft wir im Advent warten. Uns, die wir im Dunkel, im Todesschatten sitzen, geht
mit Jesus ein Licht auf. Jesus, das Licht, kommt in unsere Welt, in unsere Finsternis und gibt uns Hoffnung und Wärme. Und je mehr wir uns Jesus, dem Licht, nähern, desto mehr verliert die Dunkelheit an Macht. Wo er in einem Herzen Wohnung findet, da verlieren die dunklen, neidischen Gedanken an Gewicht. Da wird die Bitterkeit überwunden, die sich wie ein dunkler Schleier um unsere Gefühle legt und die Freude und Hoffnung immer mehr erstickt. Wo er uns wie ein Licht aufgeht, da wird uns eine neue Erkenntnis, ein neuer Blick auf die Wirklichkeit geschenkt, da sehen wir tiefer und weiter. Wo Jesus Christus uns zum Licht wird, auch die letzte dunkle Ecke in uns mit seinem Licht erleuchtet, da wird die finstere Schuld von uns genommen. Denn ein Licht verändert seine Umgebung. Sobald es aufleuchtet, ist die tiefschwarze Finsternis überwunden. Selbst ein einfaches Kerzenlicht lässt einen dunklen Raum freundlich wirken. Je größer das Licht allerdings ist, desto mehr kann es sich widerspiegeln und reflektieren. Je kleiner das Licht ist, desto mehr dunkle Schatten können sich halten. Es bleiben dann unausgeleuchtete, dunkle Ecken zurück. Deshalb gilt: Wie groß oder klein das Licht auch
ist, je mehr wir ihm uns nähern, desto mehr verliert die Dunkelheit an Macht.
Doch Johannes schreibt in seinem Evangelium (1,5), dass das Licht zwar in die Finsternis scheint, aber die Finsternis es nicht ergriffen hat. Es ist fast unglaublich, dass die Finsternis das Licht nicht aufgenommen hat. Denn Finsternis kann nicht finster bleiben, wenn das Licht hineinscheint. Doch manchmal haben wir Menschen unsere Augen so sehr an die Dunkelheit gewöhnt, dass wir die Strahlen des Lichtes nicht mehr ertragen können. Dann schmerzt das Licht in den Augen und wir wenden unser Gesicht unwillkürlich vom Licht weg. Aber so muss es nicht bleiben. Das Auge kann sich wieder langsam an das Licht gewöhnen. Das braucht allerdings Zeit, Zeit, um sich für das Licht bereit zu machen. So brauchen auch wir Stunden der Vorbereitung, um uns für Jesus Christus, dem Licht der Welt, bereit zu machen, damit wir ihn fassen können und das Licht nicht an uns vorbeigeht. Es tut deshalb gut in den Wochen des Advents, sich immer wieder die Ruhe zu nehmen, Gottes Gegenwart zu suchen, damit das Kind in der Krippe auch zu uns kommen und in unserem Herzen Wohnung nehmen kann. Und wenn dann in der Adventszeit die Lichter allmählich zunehmen, wenn erst eine Kerze brennt und dann nach und nach weitere angezündet werden, dann ist das wie eine allmähliche Gewöhnung an das große Licht.
So lasst uns bereit werden für das Kommen Gottes in dem Kind in der Krippe. Lasst uns schon jetzt langsam unsere Augen an das Licht gewöhnen, das von diesem Kind ausgeht. Dann werden wir wie die Hirten mit Freude erfüllt und selbst zu kleinen Lichtern. Denn wie schon Johannes schreibt: – Die das Licht aber aufnahmen, denen gab er Vollmacht, Gottes Kinder zu werden.
Viktor Vaut