Geistliches Wort September 2018 (Zum Erntedankfest)

Jesus sprach: „Seht zu und hütet euch vor aller Habgier; denn niemand lebt davon, dass er viele Güter hat. Und er sagte ihnen ein Gleichnis und sprach: „Es war ein reicher Mensch, dessen Feld hatte gut getragen. Und er dachte bei sich selbst und sprach: Was soll ich tun? Ich habe nichts, wohin ich meine Früchte sammle. Und sprach: Das will ich tun: Ich will meine Scheunen abbrechen und größere bauen und will darin sammeln all mein Korn und meine Vorräte und will sagen zu meiner Seele: Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat für viele Jahre; habe nun Ruhe, iss, trink und habe guten Mut! Aber Gott sprach zu ihm: Du Narr! Diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern; und wem wird dann gehören, was du angehäuft hast?“ So geht es dem, der sich Schätze sammelt und ist nicht reich bei Gott. (Lukas 12,15-21)

Geliebte im Herrn!
Wie gut ist es diesem Landwirt ergangen, nicht wahr: Er war bereits reich, und nun diese gute Ernte! Damit hatte er anscheinend gar nicht gerechnet. Doch nun, wo ihm das Glück so in den Schoß fällt, fragt er: „Was soll ich tun?“ Er überlegt kurz. Und schon hat er die Lösung: „ICH muss größere Scheunen bauen ! Er denkt an die eigene Zukunft; er sichert sich ab. Und in der Tat: Man wäre ja ein Narr, wenn man anders handeln würde! Doch Gott bewertet dieses Verhalten ganz anders. Er sagt zu dem reichen und klugen Landwirt: „Du bist ein Narr!“

Wir fragen: Hallo, was hat denn der Landwirt verkehrt gemacht? Was ist falsch an seinem Handeln? Dies ist falsch: Dieser Mann hat gemeint, mit seinem Reichtum könne er sich selbst sein Leben garantieren. Er selbst und sein Wohlergehen seien der Inhalt seines Lebens. Dieses Gleichnis hat Jesus als Beispielgeschichte erzählt, wie wir als Kinder Gottes mit unserm „Erntesegen“ umgehen sollen. Das heißt mit unserm Besitz, mit unserm Verdienst, mit allem, was wir zur Verfügung haben, mit unseren Fähigkeiten, mit unseren guten Eigenschaften.

Also: Was sollen wir tun? Wir sollen Gott, als dem Geber aller Gaben, danken. In den Jahren 1921-1922 war eine schwere Hungersnot in Sowjetrussland, welche fünf Millionen Menschenleben forderte. Hauptsächlich betroffen waren die Regionen an der Wolga und Ural. Und nun 1923 das erste Jahr wieder eine gute Ernte! Da fuhren die ersten Erntewagen geschmückt und vollbeladen unter anderem in Saratow, Engels, Marx…- bis zur Kirche, hielten dort an, und alles ging in die Kirche zu einem Dankgottesdienst. „Was soll ich tun?“, fragte der reiche Landwirt. Die Leute an der Wolga haben damals gewusst, was sie zuerst tun sollten. Die Leute im alten Israel haben das auch gewusst: Das erste, was man erntet, gehört als Dank Gott. Ihm gehört der erste Anteil von allem, was man geerntet hat.

Damit sind wir bei einer zweiten Antwort: Der reiche Kornbauer vergisst nicht nur, Gott zu danken; er gibt Gott auch nichts ab. In Israel war es an sich üblich, Gott einen bestimmten Teil zu geben: 10 % von dem, was man erntete, gehörte Gott. Im Tempel wurde Gott dafür geehrt. Der Landwirt hätte das wissen müssen. Aber dann wären ihm nur 90 % geblieben; und 100 % ist nun einmal mehr.  Viele in unseren Gemeinden stehen oft auch vor der Entscheidung: „Was soll ich tun?“ Wir haben es selbst in der Hand, oder im Geldbeutel oder auf dem Konto. Wir könnten einen Anteil abgeben. Wir können es aber auch in größere „Scheunen“ sammeln, das heißt, unseren eigenen Kontostand vergrößern. Im Grunde ist das die Einstellung des reichen Landwirtes, der von Anfang an gesagt hat: 100 % für mich, und deshalb habe ich nichts übrig.

Eine dritte Antwort bekommen wir, wenn wir bedenken, wie der Mann in der Geschichte mit seiner Zeit umgeht. Er tut so, als könne er selbständig über seine eigene Lebenszeit bestimmen. Aber, das erweist sich als tödliche Illusion. Noch in derselben Nacht ist seine Lebenszeit beendet. Der Landwirt redet nur von sich und wie er seinen Reichtum für sich selbst anlegen will und wie er die nächsten Jahre für sich selbst genießen will. Die anderen Menschen sind nicht in seinem Blick. Wir wissen doch genau, dass wir andere Menschen zum Leben brauchen.Aber, wir wollen auch hier etwas selbstkritisch überlegen, wie bei Reichtum und Geld die Freundschaft oft aufhört. In uns Menschen steckt nun mal diese Eigenschaft, zuallererst die eigenen Scheunen zu füllen und jeden Vorteil zum eigenen Wohlergehen zu nutzen. Aber: Ist das sinnvoll, einen großen Verdienst zu haben, aber seine Ehe oder Familie dadurch kaputt zu machen? Ist das sinnvoll, den Nachbarn übers Ohr zu hauen und ihn dadurch zum Feind zu bekommen?

„Was soll ich tun?“, fragte der reiche Landwirt. Man hätte ihm sagen sollen: „Nicht neue Scheunen bauen, sondern zuerst in die vorhandene sammeln und den Rest den Bedürftigen schenken!“ Aber er wollte alles nur für sich selbst. Am Ende sagt Gott zu ihm: „Du Narr. Wem wird das alles gehören, was du angehäuft hast, wenn du jetzt sterben musst?“ Und die Antwort ist: „Dir wird auf keinen Fall etwas bleiben!“

Jakob Rüb (gekürzt, auf Anfrage im Büro der KG ungekürzt zu erhalten)